Dienstag, 25. August 2009

Meine erste Konferenz in Second Life®


In der letzten Woche habe ich etwas sehr Ungewöhnliches und Neues erlebt. Ich habe an einem Meeting in Second Life® teilgenommen!
Ich bin Praktikantin bei YOUin3D.com, die unter anderem spezialisiert ist auf Veranstaltungen und Konferenzen im virtuellen Raum. An dieser Art von Geschäftstreffen teilzunehmen war mir bis vor Kurzem völlig fremd. Nun wurde ich zum ersten Mal zu einer wissenschaftlichen Veranstaltung in Second Life® eingeladen. Tobias Neisecke, einer der Geschäftsführer von YOUin3D.com, durfte eine Präsentation bei der Veranstaltung "Arbeitskreis E-Learning in Second Life®" halten, die von SLTalk & Partner organisiert wurde. Da ich selbst Medienmanagement studiere, hat mich dieses Thema besonders interessiert. Meine Aufgabe bestand unter anderem darin, die Veranstaltung mittels Snapshots zu dokumentieren.

Anfangs konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, wie man in einem virtuellen Raum ein proffessionelles und offizielles Meeting organisieren soll. Wie viele andere Unwissende, die in Second Life® nur ein weiteres Spiel sehen, hatte ich zuerst Bedenken, ob eine virtuelle Veranstaltung den Ansprüchen von realen Treffen überhaupt genügen kann. Zumal hatte ich in meiner Studeinzeit bereits ein paar mal an E-Learning-Veranstaltungen teilgenommen. Sehr überzeugt war ich nicht von der Technik über Chat und Internet mir Vorlesungen anzuhören. Doch interessiert wie ich bin, machte ich mich auf eine ganz besondere Reise, um meine Vorstellungen von virtuellen Konferenzen zu überprüfen.

Ich teleportierte mich auf die Sim Kybernethik und landete in einem großen Konferenzsaal. Dies war kein gewönlicher Konferenzraum, wie man ihn sich vorstellt, sondern befand sich direkt am Meer unter freiem Himmel. Dieser sehr entspannte Ort erzeugte sofort eine besondere Athmosphäre.

In Realität saß ich an meinem Arbeitsplatz vorm Laptop. Mein Chef, Tobias Neisecke, saß im Zimmer neben an und bereitete sich auf seine Präsentation vor. Es war ziemlich seltsam: Ich sah seinen Avatar Lastchancer Nomura, der ihm sehr ähnlich sieht, in Second Life®, wußte aber, dass die dazugehörige Person direkt im Nachbarzimmer sitzt. Zu den ersten Avataren, die ich in dem Konferenzsaal vorfand, Tobias Neisecke und der Veranstalter des Arbeitskreises Tobias Würtz, gesellten sich schnell weitere Teilnehmer. Als fast alle Sitzplätze besetzt waren, begann Tobias Neisecke seinen Vortrag.



Er erklärte die Vorteile der virtuellen Welten für die Medizin und ich regulierte Lichteinstellungen, um qualitative Bilder zu bekommen. Bei Second Life® ist es möglich selbst Herr über Tag und Nacht zu werden. Drum wählte ich einen leichten Dämmerungsmodus und fing an, Schnappschüsse von der Veranstaltung zu machen. Während des gesamten Vortrages hat man der Stimme sowie den Präsentationsfolien von Tobias Neisecke problemlos folgen können. Mein Chef sprach in sein Headset (Voice over IP) und ich hörte ihm über Lautsprecher zu. Ich habe den Avatar vor mir gesehen, gehört und bekam allmählich das Gefühl, bei einem realem Meeting an einem realen Ort teilzunehmen.

Anschließend teleportierten sich alle Teilnehmer auf die Genome Island, wo sie wortwörtlich in die Medizin eintauchen konnten, was mich persönlich sehr beeindruckt hat.


Im Konferenzsaal glich das Meeting einer normalen realen Vorlesung: Der Referent sprach, die Teilnehmer hörten zu. Auf Genome Island konnten die Teilnehmer nun in Gruppenarbeit unterschiedliche Stationen, an denen einzelne Sachen zur Genetik erklärt wurden besuchen und anschließend einander vorstellen. Der Vortrag hat sich in eine interaktive Diskussion entwickelt. Die Partizipenten haben sich unterhalten, Fragen gestellt und ihre Erfahrungen ausgetauscht.

Stück für Stück verschwanden meine Bedenken, dass virtuelle Veranstaltungen nicht ernst zu nehmen seien. Selbst die besten Präsentationen, die ich in der Realität besucht habe, bestanden lediglich aus Power Point Folien - wenn man Glück hat mit ein paar Bildern oder Videos zur Veranschaulichung. Second Life® jedoch bietet eine gesamte Welt, in die man eintaucht und die Thematik visualisiert. Einzelne Bilder sind nun mal nur teilweise wirkungsvoll als eine Art Präsentationswelt. Bei dieser Veranstaltung wurde mir klar, dass man in Second Life® einerseits ganz übliche Präsentationen halten kann mit einem Sprecher vor einer Gruppe von Zuhörern. Andererseits jedoch, bietet Second Life® die Möglichkeit nicht nur Frontalunterricht zu betreiben, sondern in die Thematik einzutauchen. Zwar werden bereits Online Seminare genutzt, doch eine virtuelle 3D-Welt hat einen weitaus effizienteren Effekt, als auschließlich nur Netzkommunikation über das Internet. Vor allem für wissenschaftliche Treffen schafft eine 3D Umgebung mehr Vorteile als ein herkömmliches Chat-Room. Für mich persönlich machte der Aspekt der 3D-Darstellung den Unterschied zur bereits erlebten E-Learning-Vorlesung in meiner Uni aus. Außerdem hat mir mein Avatar noch stärker das Gefühl gegeben dabei zu sein.
Während der Veranstaltung wurde öfters kritisiert, dass die Steuerung in Second Life® zu kompliziert sei. Ich finde, dass gewisse Grundkenntnisse (z.B. Steuerung des Avatars, Sprachfunktion, Teleportfunktion...), um Second Life® erfolgreich nutzen zu können, wie bei jeder anderen Technik als selbstverständlich vorauszusetzen sind. Dies ist auch in der Realität der Fall: Wenn man beispielsweise das Power Point Tool oder ähnliche Werkzeuge nicht beherrscht, kann man auch keine guten Vorträge erstellen.

Ich bin nicht der Meinung, dass reale Konferenzen ersetzt werden sollen, doch ich bin überzeugt davon, dass sie durch die 3D-Technologie von Second Life® ergänzt werden können. Während bei realen Konferenzen die Teilnehmer passiv zuhören, stellt Second Life® eine gesamte Welt zur Erörterung eines wissenschaftlichen Themas zur Verfügung. Einzelne Bilder einer Power Point Präsentation wirken nun mal weniger effektiv als Elemente, in die Interessierte komplett eintauchen können. Am Ende der Veranstaltung wurden meine Erwartungen übertroffen und meine Bedenken beseitigt. Eine solche Präsentationsmöglichkeit vermisse ich auch an meiner Hochschule, denn es ist etwas völlig anderes gewesen. Der Unterschied für mich besteht ganz klar in der 3D-Darstellung. Zwar war die Veranstaltung nicht an einem realen Ort, doch ich bin trotzdem irgendwie real mit dabei gewesen. Es war eine interessante Erfahrung, die ich jedem Anderen auch empfehle.

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